Thursday 18 December 2014

Winter!




Es ist Winter in Grimms Buchladen, auch wenn draussen - mal wieder - entgegen unseren Wünschen (weiße Weihnacht war bestellt) Frühlingstemperaturen herrschen. Wir halten mit Unmengen von Tiefschnee in unserem Schaufenster fleißig dagegen.

Dazu muß man natürlich Bücher lesen! Im Fernsehen war am Abend der Dokumentarfilm "War Photographer" über James Nachtwey zu sehen - dabei Distanz zum Thema zu wahren ist schwer möglich. Anschließend möchte man weiter über die Macht der Bilder in unserer modernen Welt nachdenken und sollte sich mit Helmut Lethen's Abhandlung: der Schatten des Fotografen befassen.


Um alles zu vergessen liest man dieses Jahr am besten die ersten beiden Krimis der Harry Potter Autorin J.K Rowling: unter dem pseudonym "Robert Galbraith" veröffentlicht sie mit der Ruf des Kuckucks und der Seidenspinner zwei Detektivgeschichten im klassischen Raymond Chandler Stil, angesiedelt im modernen London. Fantastische Protagonisten über die man immer mehr erfahren möchte, exzellent geschrieben, äußerst spannend ohne endlose Mengen von Leichen und Grausamkeiten anhäufen zu müssen: das sind Bücher, die so richtig Freude machen.

Zu dumm, daß man auf die nächsten warten muß!

Saturday 14 December 2013

Mal wieder...Weihnachten!


Irgendwie ist das jedes Jahr eine Überraschung. Eine schöne! Denn eigentlich liebe ich ja den Winter, den Schnee, diese Zeit der warmen Häuser. Bücherlesen geht einfach besser wenn es draußen kalt und dunkel ist.

Leider hat sich der Schnee dieses Jahr verirrt und ist statt auf Grimms Buchladen auf Kairo und den Sinai gefallen. Ich werde mich mal offiziell bei unserem Wettermann (im Haus lebt Mr. Wetter vom MDR) beschweren. In der Zwischenzeit erfreue ich mich am tief verschneiten New York auf dem Cover von Paul Austers Auggie Wrens Weihnachtsgeschichte. Eine wunderschöne kleine Erzählung, mit ebenso schönen schwarz-weiß Bildern der winterlichen Stadt.
 

Für die Weihnachts-Verächter und Winter-Hasser gibt es statt dessen: Weihnachten mit Loriot. Grundsätzlich immer eine Freude.
Schöne Feiertage, und: falls Sie den Schnee gesehen haben, schicken Sie ihn bitte nach Kreuzberg!

Saturday 5 October 2013

Herbst!



 
Schon fallen wieder die kleinen gelben Blätter von den Bäumen vor Grimms Buchladen. Jeden Morgen fegen wir sie weg, nicht ganz einfach denn vor dem Laden selbst sind würfelartige Pflastersteine, in deren Ritzen die Blätter hängen bleiben. Hat man sie dann endlich da heraus gefegt, kommt ein Windstoß und weht alles wieder zurück. So geht das jetzt bis Dezember, dann geht das Schneeschieben und Rollsplitt-Fegen los.
 
 
Trotzdem, ich liebe den Herbst! Klare, kalte Tage mit blauem Himmel und intensiver Sonne. Irgendwie haben alle gute Laune, Berlin ist wuselig und schön. Dazu lese ich mal wieder Gedichte und freue mich über und auf die jährliche Veränderung – bald schon kommt Schnee!
 
Der Herbst
 
Der Herbst ist ein hellgelber Strauch
mit unbekanntem Namen
und Spuren Gold oder auch
ein feiner Geruch, ist ein Hauch
von Worten, die wortlos kamen
 
und wortlos blieben. Die Luft
ist nun ein goldener Rauch.
Ein unbekannter Duft
ist stärker als alle Namen.
Und namenlos brennt der Strauch
für alle, die spät noch kamen,
vergingen im goldenen Rauch.
 
Karl Krolow (aus: Herbstgedichte, Reclam, 7,95)

Thursday 24 January 2013

2013 ist da!



Zum Jahresanfang ist der Buchladen mal ganz anders: streng, schwarz, elegant. Bücher gibt es in schwarzweiß, aber auch nach wie vor in Farbe!





Viel Freude im neuen Jahr,

Grimms Buchladen

Tuesday 11 December 2012

Weihnachts-Tester


 

Es ist wieder soweit – Alles ist weiß, was bedeutet: Weihnachten ist jede Minute hier. Kaum hatten wir neulich mein dick verpacktes Patenkind mit vereinten Kräften aus den Lagen von Mützen, Schals, Schneeoverall, Fellweste etc hervorgeschält, wollte sie wieder raus in den Schnee. Mutter und Patentante wollten aber Kaffee trinken. Also wurde das Patenkind kurzerhand zum Buchladen-Testobjekt erklärt und bekam Annette Mosers Das kleine Reh und das Weihnachtswunder in die Hand gedrückt. Ein wunderbares Buch für Kleine, in dem das Reh Finn seinen ersten Schnee erlebt – am Ende steht mit Hilfe diverser Tiere ein weihnachtlich geschmückter, tiefverschneiter Wald. Hier und dort glitzert es ein wenig – der Gesamteindruck ist gerade kitschig genug, aber im Grunde stimmungsvoll und ein bisschen verzaubert.



Das wir hier meinen neuen Weihnachtsrenner vor uns haben war in dem Moment klar, in dem das zappelige Patenkind das neue Buch aufklappte und laut „EIERLOCH!“ rief. Bei einem Sprach-Gesamtumfang von vier (!) Wörtern ist dies eine ganz besondere – vielleicht sogar die allerhöchste - Auszeichnung. Selten wurde mir ein Buch so deutlich ans Herz gelegt.

 

Wenn Sie ein Eierloch-Buch für Erwachsene wünschen, kann ich Ihnen das neueste Werk von Christoph Ransmayr empfehlen: Atlas eines ängstlichen Mannes. Ransmayr, ein scheuer, zurückgezogener Mensch beschreibt in 40 (autobiografischen) Episoden Situationen aus dem Leben eines Wanderers um die Welt. Seine direkte, unverstellte Sprache erreicht den Leser mit minimalem Aufwand. Jede Episode beginnt mit den Worten: Ich sah.

„Ich sah die Heimat eines Gottes auf 26° 28´ südlicher Breite und 105° 21´ westlicher Länge…“

„Ich sah einen kahlgeschorenen Greis an einem Sandstrand nahe der Grenze…“

„Ich sah den Nachthimmel über den Graten und Höhenzügen…“
 

Was soll man sagen? Eierloch, eben. 
 
Ansonsten: Fröhliche Weihnachten!

 

Thursday 4 October 2012

So, es ist Herbst!


 

Morgens kehre ich vor dem Buchladen die ersten Blätter zusammen und bin zwei Tage lang unter den Büschen herumgekrochen, um Kastanien, Eicheln, Blätter, Äste und andere passende Materialien für das Schaufenster einzusammeln. Dabei bedachte man mich vor allem in Spielplatznähe mit mißtraurischen Blicken. Eltern und Kindern sei gesagt: ich habe nur einer Kolonie Ameisen ein warmes Zuhause gegeben – sie sind mit den Kastanienzweigen bei uns eingezogen und krabbeln jetzt fröhlich über die Bücher!



Passend zu den kürzer werdenden Tagen las ich zur Abwechslung einen Roman, der sich im Bereich des Fantastischen bewegt und dabei mit einer wunderschönen, intelligenten Erzählweise gesegnet ist - Erin Morgenstern: Der Nachtzirkus.


Wie aus dem Nichts erscheint der Zirkus der Träume über Nacht an seinem jeweiligen Standort – und verschwindet ebenso plötzlich wieder. Er verzaubert seine Besucher, die nur Nachts Einlass finden, mit immer neuen wundersamen Attraktionen. Doch eigentlich ist der Zirkus die Arena zweier Magier, die einen Wettstreit ausfechten um zu bestimmen, welche Art die Wirklichkeit zu beeinflussen erfolgreicher ist. Intuition steht gegen Intellekt – das Duell, das nur durch den Tod einer der Kontrahenten entschieden werden soll, wird durch Freundschaft und Liebe kompliziert, der Ausgang bleibt ungewiß. Die Geschichte ist bei allen Elementen der Unterhaltung durchzogen von philosophischen Gedanken, die nicht belehrend sind sondern sich ganz im Hintergrund in die Gedanken des Lesers einschleichen – am Ende ist er ebenso verzaubert wie die Besucher des Zirkus.



Und jetzt - kurz mal nachdenken: wann waren Sie das letzte mal in der Nähe von Zuckerwatte und kandierten Äpfeln?

Sunday 5 August 2012

Frühlingspause

Ich weiß, ich weiß, der Buchladen Blog ist kurzfristig eingeschlafen - eine Art Frühlingspause, doch jetzt ist alles wieder in Arbeit. Für den mal regnerischen, mal heissen Sommer entstand ein Gefühl von Wasser. Ein Haufen Kieselsteine und etwas Treibholz ergeben eine Flußlandschaft, in die sich einige
Bücher unerwartet gut einfügen!

Anstatt an dieser Stelle etwas vorzustellen, was mir gut gefallen hat, gibt es ausnahmsweise einen Kommentar der anderen Art, zum derzeitigen Phänomen des Buchmarktes: Fifty Shades of Grey, die Sensation aus den USA. Ein S&M Buch, geschrieben von einer Hausfrau, die jetzt einige Millionen reicher ist. Der Wunsch, sich über so ein viel diskutiertes Werk selbst ein Urteil zu bilden führte zu der Qual auch nur eine Seite davon lesen zu müssen.

 Selten ist mir etwas so entäuschend langweiliges untergekommen. Ich staune, daß Jahrzehnte nach "der Geschichte von O" ein solch braves Buch einen derartigen Sturm auslösen kann. Schon der "unanständige" Vertrag zwischen Meister und Sklavin beinhaltet fürchterlich aufregenden Dinge: sie verpflichtet sich, gut zu essen und zwischen den Mahlzeiten nicht zu Schokolade zu greifen. Wow! Blättert der gelangweilte Leser nun weiter, in der Hoffnung, es werde doch noch spannend, wird er herbe enttäuscht werden. Das Buch ist so brav und harmlos wie der Vertrag selbst und ebenso glatt wie die langweilige Schönheit des Helden.

Wer etwas aufregendes lesen will, nehme den Klassiker dieser Art von Literatur: die Geschichte der O, von Anne Desclos unter dem Pseudonym Pauline Réage verfasst und 1954 veröffentlicht. Dieses Werk ist wohl immer noch unübertroffen und war damals wirklich mutig!

Viel Spaß damit - wir hoffen auf einen sonnigen August mit viel Zeit zum lesen...