Es ist wieder soweit – Alles ist weiß, was bedeutet:
Weihnachten ist jede Minute hier. Kaum hatten wir neulich mein dick verpacktes
Patenkind mit vereinten Kräften aus den Lagen von Mützen, Schals,
Schneeoverall, Fellweste etc hervorgeschält, wollte sie wieder raus in den
Schnee. Mutter und Patentante wollten aber Kaffee trinken. Also wurde das Patenkind
kurzerhand zum Buchladen-Testobjekt erklärt und bekam Annette Mosers Das
kleine Reh und das Weihnachtswunder in die Hand gedrückt. Ein wunderbares Buch
für Kleine, in dem das Reh Finn seinen ersten Schnee erlebt – am Ende steht mit
Hilfe diverser Tiere ein weihnachtlich geschmückter, tiefverschneiter Wald.
Hier und dort glitzert es ein wenig – der Gesamteindruck ist gerade kitschig
genug, aber im Grunde stimmungsvoll und ein bisschen verzaubert.
Das wir hier meinen neuen Weihnachtsrenner vor uns haben war
in dem Moment klar, in dem das zappelige Patenkind das neue Buch aufklappte und
laut „EIERLOCH!“ rief. Bei einem Sprach-Gesamtumfang von vier (!) Wörtern ist
dies eine ganz besondere – vielleicht sogar die allerhöchste - Auszeichnung.
Selten wurde mir ein Buch so deutlich ans Herz gelegt.
Wenn Sie ein Eierloch-Buch für Erwachsene wünschen, kann ich
Ihnen das neueste Werk von Christoph Ransmayr empfehlen: Atlas eines
ängstlichen Mannes. Ransmayr, ein scheuer, zurückgezogener Mensch beschreibt
in 40 (autobiografischen) Episoden Situationen aus dem Leben eines Wanderers um
die Welt. Seine direkte, unverstellte Sprache erreicht den Leser mit minimalem
Aufwand. Jede Episode beginnt mit den Worten: Ich sah.
„Ich sah die Heimat eines Gottes auf 26° 28´ südlicher
Breite und 105° 21´ westlicher Länge…“
„Ich sah einen kahlgeschorenen Greis an einem Sandstrand
nahe der Grenze…“
„Ich sah den Nachthimmel über den Graten und Höhenzügen…“
Was soll man sagen? Eierloch, eben.
Ansonsten: Fröhliche
Weihnachten!
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