Saturday 30 July 2011

Sommer: abhanden gekommen!



Wo ist hier der Sommer, fragt mich zur Zeit fast jeder der durch die Tür kommt. Ich kann sagen: in Ägypten. Ich verbrachte dort einige Zeit mit einem Haufen Italienern, die mir, wie könnte es anders sein, lange Vorträge über die Kultur des Essens hielten. Man merke: die italienische Küche ist die beste der Welt. Ende der Diskussion. Weshalb das so ist, hat man mir ausführlich erklärt: jedes Dorf hat seine eigene, regionale, Spezialität. So. Basta.

Da kann man sich nicht wundern, daß mein Schaufenster diesmal voll mit Cantuccini, Pesto (Genovese – sehr wichtig!) und anderen essbaren Dingen ist, dazu Bücher aus dem Heimatland der Antipasti. Endlich verstehe ich auch, wie es kommt, daß in den Büchern italienischer Autoren permanent gekocht und gegessen wird, so daß man als Leser sofort Lust bekommt seine Freunde einzuladen, sich von Freunden einladen zu lassen, oder die nächste Osteria zu besuchen.



Bestes Beispiel sind die Kriminalromane des Sizilianers Andrea Camilleri. In „Die schwarze Seele des Sommers“ schägt Enzo, der Wirt, Commissario Montalbano folgendes leichtes Mittagessen vor: ein großer Teller Antipasto di Mare mit Garnelen, Krebsen, Kraken, Sardellen, Sardinen, Miesmuscheln und Venusmuscheln, gefolgt von einem Hauptgang von Meerbarben mit kleinen Zwiebelchen, gefolgt von Zitronensorbet. Schon Hunger bekommen?
In Camilleris Fall ist dies die perfekte Lösung für den überdurchschnittlich heißen Sommertag. Mir ist klar, daß das im Augenblick weit, sehr weit entfernt ist von der Realität meiner Kunden, aber man könnte ja, möglicherweise, in Abwesenheit des Sommers über den Sommer lesen?



Ich jedenfalls habe glücklicherweise eine der wenigen Sonnenstunden letzte Woche ausgenutzt und beim Italiener an der Ufer-Ecke gegenüber ein perfektes, italienisch-einfaches, sommerliches Abendessen erwischt, siehe oben. Meine Freunde aus Genoa und Rom hätten dazu sicher etwas zu sagen. Eines habe ich gelernt: jeder einzelne Italiener hat eine Meinung zu dem was auf den Tisch kommt, oder kommen sollte. In Büchern ebenso wie anderswo.

Übrigens: die Bücher im Fenster sind verkäuflich, die Cantuccini essen wir selbst...